„Klimaschutz findet Stadt“: Bürger beteiligen sich aktiv für ein klimaneutrales Ferlach
Ziel dieses gemeinsamen Pilotprojekts ist es, Ferlach bis 2040 klimaneutral zu gestalten. In enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen und Expert:innen haben die Stadtgemeinde Ferlach, ihre Bürger:innen, die Kelag, die Kelag Energie & Wärme sowie Austria Solar an grünen Maßnahmen für den Weg in eine nachhaltige Energiezukunft gearbeitet. „Ein zentraler Bestandteil dieses Pionierprojekts war die Bildung des BürgerInnenrats, bestehend aus rund 30 Ferlacherinnen und Ferlachern. In mehreren Workshops hat dieser Rat aus verschiedenen Energieszenarien eine Zukunftsvision für ein klimaneutrales Ferlach 2040 erarbeitet“, erläutert Beate Sternig, Kelag-Projektleiterin von Klimaschutz findet Stadt. „Alle Szenarien legten den Fokus auf den Ausbau erneuerbarer Energiequellen und streben künftig ein klimafreundliches Umfeld ohne fossile Energien wie Gas, Öl und Kohle an.“
BürgerInnenrat präsentiert Maßnahmenkatalog
Eine detaillierte Erhebung des aktuellen Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen in Ferlach ergab, dass die Bereiche Wärme, Mobilität und Industrie die Hauptverursacher der Emissionen sind. Auf Basis dieser Erkenntnisse erarbeitete der BürgerInnenrat in Zusammenarbeit mit interdisziplinären Wissenschaftler:innen und Fachleuten einen detaillierten Maßnahmenkatalog. Dieser wurde offiziell zur Sicherstellung der Projektumsetzung an die Stadtgemeinde Ferlach übergeben. Darin sind u.a. der Ausbau der Elektromobilität, der Einsatz von Wärmepumpen und weitere Anschlüsse an das Fernwärmenetz zentrale Maßnahmen, die in die Umsetzungsstrategie der Stadt einfließen werden. Des Weiteren soll in den kommenden Jahren der Ausbau von privaten Photovoltaikprojekten forciert werden.
Nachhaltige Stadtentwicklung
Ein leuchtendes Beispiel für ein klimaneutrales Ferlach ist die vollständige Umrüstung der städtischen Straßenbeleuchtung auf LED-Technologie. Bereits 2020 hat der Gemeinderat den Beschluss gefasst, die öffentliche Straßenbeleuchtung zukünftig energie- und kostenoptimiert zu gestalten. Dieses Vorhaben wurde bereits erfolgreich umgesetzt: Alle 1.485 Lichtpunkte in Ferlach sind nun mit modernen LED-Leuchten ausgestattet. Bürgermeister Ingo Appé: „Es braucht klar definierte Klimaziele. Mit dem Projekt der Kelag und dem Klimarat wurde eine wertvolle Vorarbeit geleistet, die nun im e5 Team konkretisiert und im Gemeinderat seine Umsetzung finden wird. Als Stadt ist uns unsere Vorbildfunktion bewusst und der Klimaschutz hat bei all unseren Projekten oberste Priorität. So haben wir im Zuge der Hauptplatzumgestaltung durch Entsiegelung und Baumpflanzungen die Temperaturen senken können. Als Stadt setzen wir auf die Attraktivierung des Alltagsradnetzes. Das wir uns auf einem guten Weg befinden, zeigt auch, die Verleihung des European Energy Award, wo wir letzte Woche als energieeffiziente Gemeinde mit Silber ausgezeichnet wurden.“
Ausbau der grünen Fernwärme in Ferlach
Die Kelag Energie & Wärme betreibt in der Stadt Ferlach seit 2002 ein Fernwärmesystem. Über das 12,5 km lange Netz werden rund 170 Gebäude mit mehr als 800 Wohnungen mit grüner Fernwärme versorgt, die zu mehr als 99 % aus industrieller Abwärme und Biomasse stammt. „Für viele Hausbesitzer in Ferlach sind die Voraussetzungen gut, um aus Heizöl auszusteigen“, sagt Adolf Melcher, Geschäftsführer der Kelag Energie & Wärme. „Aktuell werden viele Gebäude in Ferlach mit Öl beheizt, auch in Straßen, die mit Fernwärme erschlossen sind. Viele dieser Gebäude stehen in Straßen, in denen bereits Fernwärmeleitungen verlegt sind. Für die Eigentümer dieser Gebäude ist der Umstieg einfach, sie müssen sich nur bei uns melden und der Anschluss kann innerhalb von wenigen Monaten hergestellt werden. Der Umstieg von Heizöl auf Fernwärme wird aktuell auch hoch gefördert.“
Wärmeplanung für die Stadt Ferlach
Für jene Teile der Stadt Ferlach, die derzeit noch nicht mit Fernwärme erschlossen sind, wird die Kelag Energie & Wärme eine Wärmeplanung durchführen. „Auf dieser Grundlage können wir dann in Abstimmung mit der Stadt entscheiden, welche Teile von Ferlach kurz- und mittelfristig mit Fernwärme erschlossen werden können und in welchen Gebieten das wirtschaftlich nicht darstellbar ist“, erläutert Adolf Melcher. „Die Eigentümer der Gebäude in diesen Teilen von Ferlach müssen Klarheit bekommen, ob ein Anschluss an die Fernwärme möglich sein wird, oder ob sie sich für eine andere Heizung mit erneuerbarer Energie entscheiden, zum Beispiel für eine Wärmepumpe.“
Musterbeispiel Ferlach
Im Zuge der Wärmeplanung wird die Kelag Energie & Wärme bestehende Daten analysieren und weitere Daten erheben, um die Strategie und detaillierte Ziele definieren zu können. „Mit der Wärmeplanung in Ferlach betreten wir Neuland. Sie wird die Grundlage für die Weiterentwicklung bei der Raumwärme sein, um in Zukunft auf fossile Energie verzichten zu können“, sagt Adolf Melcher. „Ferlach wird als Muster für viele andere Gemeinden dienen, die vor den gleichen Herausforderungen stehen.“